Sonntag, 23. November 2014

ICH MÖCHT’ SO GERNE METAL HÖRN’ – J.B.O. im Alten Schlachthof zu Dresden, 07.11.2014

Am 8. November 1997 begann eine Reise, die am 7. November 2014 zwar (hoffentlich) nicht endete, aber dennoch ihren vorläufigen Höhepunkt fand: Die Verteidigung des Blödsinns!

Blödsinniges Plakat

An diesem 8.November vor mittlerweile 17 Jahren besuchte ich mein erstes Metal-Konzert ein Eigenverantwortung. Was heute – wenn es denn nicht geschlossen wäre und vor sich hin verfällt mittlerweile – nur ein 10 Minuten Spaziergang zum Kraftwerk wäre, war damals, so ohne Führerschein, eine logistische Herausforderung. Gut, ich wohnte da auch noch knapp 50 Kilometer weiter weg… muß man ja auch mal erwähnen. Jedenfalls fand an jenem Tag mein erstes J.B.O. Konzert statt. Bis dieses Jahr sollten noch 8 weitere folgen – wobei allerdings eine Pause vom 09. Oktober 2004 bis eben zum 7. November diesen Jahres zu verzeichnen ist. (Warum, das weiß kein Mensch.) So, das sollte zur Einleitung erst einmal genügen. Aber für all jene, die sich jetzt fragen, wovon ich hier eigentlich schreibe, sei folgendes bereit gestellt:

So, damit dürfte der rahmen grob abgesteckt sein in dem wir uns musikalisch bewegen. Jedenfalls trug es sich nun zu, daß ich eine nicht unerhebliche Anzahl meiner bis dato 9 J.B.O. Konzerte zusammen mit dem ehrenwerten GVH (Anm.: @Mirko wir sollten erwägen dieses “ehrenwert” als Erweiterung zum Kürzel generell zu etablieren finde ich) besuchte. Im Übrigen auch das 97er, wenngleich wir uns da noch nicht kannten. Während des Studiums suchten wir so die eine oder andere Konzerthalle im Umkreis hier heim um gemeinsam – genau – den Blödsinn zu verteidigen. Weshalb also, sollten wir dies nicht ein weiteres Mal tun? Das muß sich in etwa auch die @MsPittili gefragt haben. Nachdem ich ihr die erste Geburtstagsgeschenkidee quasi stibitzt hatte, schwenkte sie quasi auf Plan B um – der in Wirklichkeit vom Geschenkpotential eindeutig eher ein Plan A+++ war (jedenfalls wenn er eine Waschmaschine gewesen wäre). Sie orderte für den ehrenwerten GVH und mich (den ehrenwerten GVM) jeweils eine Karte für den Auftakt der neuen Tour der schwarz-rosa-goldenen Gesellen im Alten Schlachthof zu Dresden. Im übrigen eine sehr schmucke Location wie ich finde – die hat schon bei Kyuss Lives zu überzeugen gewußt und ließ bei J.B.O. auch kaum Wünsche offen. Obendrein wurde ein Abholservice von der MsPittili angeboten, was die ehrenwerten Gründerväter in Lage versetzte, dem Gerstensaft zu frönen – was dem Blödsinn selbstredend sehr zuträglich ist.

So begab es sich nun, daß wir an besagtem Freitag unsere Kilts anlegten und mit einem der wenigen bundesweit verkehrenden Nahverkehrszüge ins gar nicht so ferne Elbflorenz tuckerten.

ehrenwerte Gründerväter

Dort ging es dann per Tram zum Schlachthof, wo wir uns noch ein paar Minuten in recht blödsinniger Gesellschaft die Zeit bis zum Einlaß um die Ohren schlugen. Irgendwann war Einlaß und wir erkundeten die Location und besorgten uns umgehend Bandshirts und – natürlich – Bier. Dieses half uns dann auch, die Zeit bis zur Vorband zu überbrücken. Die war nun wiederum ein Beleg dafür, daß ein Leadsänger, wenn er denn bemessert genug ist, seine ganze Combo verunhunzen kann. Hätte da keiner (oder jemand anderes) gesungen, das hätte was werden können. Aber dieser Swiss-Typ… der war dank seines enormen Fremdschämpotentials so schlecht, daß er schon fast wieder gut (weil eben unterhaltsam mies) war. Kleiner Tipp: Wenn man schon aus lauter Verzweiflung einen Song des Hauptacts covern muss, dann sollte man sicher gehen, daß man wenigstens die Lyrics beherrscht. Bolle wollte letzten Samstag nämlich nicht auf eine “Feier” gehen und es blieb auch nicht sein “Wagen” stehen… . Jedenfalls waren die dank Bier auch irgendwann überstanden. Eine weitere Band, die man sich nicht zwingend merken muß. Während wir auf J.B.O. warteten schlich sich so langsam auch die Erkenntnis ein, daß es ein Fehler war, in den letzten 10 Jahren nicht mehr auf einem J.B.O. Konzert gewesen zu sein.

Um uns herum füllte sich der Laden so langsam mit rosa gewandeten Gesellen und als dann das Licht erlosch und die Bühne ordnungsgemäß illuminiert wurde und die Verteidiger sie betraten, waren “Swiss und die Anderen” vergessen – und die merklich mit Die-Hard-Fans durchsetzte Menge erhob die Stimme. Ich habe – das sei gleich gesagt – absolut keine Ahnung mehr, wie die Setlist genau aussah. Auch das Internet bietet da keine Hilfe an. Soweit ich mich erinnern kann war das, was uns gleich als erster Song um die Ohren gehämmert wurde “Jung, dumm und besoffen”. Aber es hätte fast jeder Song der Jungs sein können, die Halle wurde entfesselt und von nun an regierte für die nächsten gut 2 Stunden ohnehin nur der Metal und – mindestens ebenso wichtig – die gute Laune! Ach ja, und das Bier natürlich! Es wurde auch gar nicht erst groß der Fuß vom Pedal genommen, J.B.O. gaben von Anfang an Gas. Die zwei Spaßmacherstatisten auf der Bühne taten ihr Übriges mit ihren bisweilen hanebüchenen Einlagen. Der Blödsinn regierte und irgendwo zwischen Mitgröhlen und Bier trinken fanden wir sogar noch Zeit zum Springen. Was überraschte – aber nicht wirklich störte – war an dem Abend die relativ geringe Anzahl von neuen Songs des aktuellen Albums. Auch wenn wir “Mittelalter” oder “Und dann hörst du JBO” schon gern gehört hätten, so konnten wir uns bei den gebotenen Klassikern und Youngtimern auf der Setlist nicht wirklich beschweren. Ganz groß mal wieder der “Hofnarr” – ein absolut grandioser Song, auch wenn er einen vergleichsweise geringen Blödsinnsanteil beinhaltet. Auch “Geh Mer halt zu Slayer” blieb hängen – diese hämmernden Metalklänge rührten das Publikum nochmal so richtig um. Es jagte ohnehin ein Highlight das nächste. Ob es nun “Roots Bloody Roots” mit Pavarotti (er ist ja nur aus steuerlichen Gründen tot) war

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oder das “Dirty Deeds done Dirt Cheap” – Cover von AC/DC (Weltklasse… einfach nur “breathtaking”) waren, alle Songs schlugen ein und triefen die Party weiter voran. Bierbecher flogen, alles sprang und/oder schüttelte taktvoll das Haupt. Es war schon ein Erlebnis, das mal wieder mit zu erleben.

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Und dann waren da noch diese Momente, die es auch 1997 schon gab und die sich – Gott sei Dank – nicht verändert haben seit dem. Namentlich seien hier “Mei Alde ist im Playboy drin” und natürlich das vor Blödsinn nur so triefende “Schlumpfozid im Stadtgebiet” genannt. Ein beherztes Johlen ging durch die Menge, als “Vadder Abraham “ versuchte einen erhängten Plüschschlumpf zu retten. Ja, manche Sachen ändern sich halt nie – und das ist mitunter auch verflucht gut so. Wir genossen die Musik, die Showeinlagen und man fühlte sich mitunter schon das eine oder andere Jährchen zurück versetzt, wie man da in seinem rosa Shirt in der Menge stand und abrockte. Es ist auch kein Geheimnis, daß für uns der Höhepunkt des Abends ohnehin schon fest stand. “Die Verteidiger des Blödsinns” – #ausGründen! Bis der allerdings kam wurde so einiges geboten. Als es gegen Ende des 1. Encores dann endlich soweit war, brachen dann nicht nur bei uns alle Dämme, auch die Halle an sich legte noch eine Schippe drauf. Das ist schlicht und ergreifend DIE Hymne und obendrein eine Mordsgaudi dabei im Publikum zu stehen und mit zu feiern. Der Wahnsinn diese Stimmung! Wir fragten uns (zu Recht!!!) warum wir das so lange nicht mehr gemacht haben und peilten für 2015 schon mal ein Terminchen an. Dann, zur “Explizite Lyrik” Jubiläums-Tour dürfen wir einfach nicht fehlen. Die Herren haben es einfach mal drauf, auch nach 25 Jahren Bandgeschichte machen sie einfach Sachen, die sich sonst keiner so wirklich traut. Sei es das eigentlich derart abgenudelte Wortspiel “Wir sind die Champignons” in einen Song zu pressen, der dann auch noch 1a funktioniert, oder wie an diesem Abend ein Mashup von “Its raining men” und Slayers “Raining Blood” zu fabrizieren, das einem mal so richtig die Synapsen durchbügelt im Refrain. Unschlagbar! 

Wenn man dann noch die finale Party bedenkt, die wir beim Closer des ganzen Abends kollektiv feierten, gibt es einfach gar keine Entschuldigung mehr für zukünftiges Fernbleiben. Wie seit Dekaden rammelte dann einer der Anheizer mit einem großen Schild über die Bühne wo der, zugegebenermaßen recht anspruchsvolle, Text niedergeschrieben stand. Der ganze Abend war genau das: “Ein FEEEEEEEEEST”! Die gut zwei Stunden Metal und Blödsinn gingen leider viel zu schnell herum. Nach einem Abschlußbierchen sprangen wir dann schon in den von MsPittili pilotierten Igor und strebten der Heimat entgegen.

Es war nicht nur ein überaus gelungenes Revival des Blödsinns nach einer viel zu langen Abstinenz, sondern auch ein sich-selbst-Feiern der ehrenwerten Gründerväter. Wir verließen den Alten Schlachthof in der Gewissheit, den Blödsinn ein weiteres Mal (aber definitiv nicht das letzte Mal) anständig verteidigt zu haben.

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Bis 2015 dann… Smiley

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